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2013-06-06 19:00; Werkkreis Literatur der Arbeitswelt; Das rechtsextreme Geschlecht

Zu Auseinandersetzungen mit Frauen in der organisierten (extremen) Rechten bzw. als Trägerinnen rechter Gesinnungen kam es im deutschsprachigen Raum vor allem in den 1990ern. So erschienen zu diesem Zeitpunkt einige Sammelbände, die Frauen nicht mehr als „Opfer“ oder das „friedfertige Geschlecht“ wahrnahmen, sondern als aktive Anhängerinnen rechten bis rechtsextremen Gedankenguts erkannten. Dabei zeigte sich u.a., dass Frauenthemen weniger konstitutiv für das Engagement von Frauen in rechten Gruppierungen waren als Nationalismus oder Rassismus, und auch das oftmals als homogen wahrgenommene rechtsextreme Frauenbild vom „Heimchen am Herd“ ließ sich nicht halten. Vielmehr wurde deutlich, dass gerade die vielfältigen Weiblichkeitsentwürfe eine bestimmte Attraktivität für Frauen ausüben. Kaum wurde jedoch Bezug auf die Situation in Österreich genommen. Aktuell wird der Blick auf die „Frauen“ durch die Perspektive auf Geschlechtskonstruktionen erweitert und somit Ansätze der Geschlechter- sowie auch der Männlichkeitsforschung mit Fragestellungen, die die (extreme) Rechte betreffen, verknüpft. So lassen sich im deutschsprachigen Kontext zwar Ansätze finden, die danach fragen, wie Männlichkeit und Weiblichkeit verhandelt werden. Aktuelle Forschungsarbeiten, die auf Frauen in der organisierten Rechten in Österreich Bezug nehmen oder die Verhandlung von Geschlecht in einem austro-rechtsextremistischen Kontext thematisieren, stellen jedoch nach wie vor eine Seltenheit dar.

Maga Judith Goetz: Literaturwissenschafterin und Politikwissenschafterin. Seit 2001 zahlreiche Auslandsaufenthalte und soziale Tätigkeiten vor allem in Lateinamerika (Guatemala, Nicaragua, Argentinien, Venezuela), Mitglied der Redaktion Context XXI sowie der LICRA (Liga gegen Rassismus und Antisemitismus), Mauthausen-Außenlager-Guide, Trainerin, zahlreiche Artikel und Vorträge zu den Themenbereichen Rechtsextremismus, Gedenkpolitik und Gedenkkultur in Österreich sowie zu feministischen/frauenpolitischen Fragestellungen. Lehraufträge an den Universitäten in Klagenfurt/Celovec, Salzburg und Wien.
Zuletzt veröffentlicht: „Bücher gegen das Vergessen“ Klagenfurt/Celvoec, kitab-Verlag.