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2024-03-07 19:00; Lesung; „Kinder.Heim.Weh. Bilder einer Odyssee“ von Hedwig Seyr.

Es ist die Geschichte von Mona. Anfang 1938 als Vierjährige aus dem Siedlungshaus in Wien Floridsdorf gemeinsam mit ihren Geschwistern von Gendarmen abgeholt und in die Kinderübernahmestelle gebracht. Der Grund: Armut. Sie wird alle paar Monate in ein anderes Heim oder zu Pflegefamilien verlegt. Draußen tobt der Zweite Weltkrieg, drinnen herrscht Gewalt gegen die wehrlosen Kinder. Mehrere Male kommt Mona in die Erziehungsanstalt Am Spiegelgrund, wo sie noch mehr als anderswo der Gewalt und Willkür von Erzieherinnen und Lehrern ausgesetzt ist. Ihre Mutter ist gebürtige Rumänin. Sie wird auf die Psychiatrie gebracht. Dort lässt man sie den Hungertod sterben. Mona und ihre Geschwister sehen ihre Mutter nie wieder. Nach dem Krieg geht es weiter von Heim zu Heim. „Heimkinder sind notorische Lügner“, sagen die Erzieherinnen, wenn die Kinder drohen zu erzählen. „Heimkinder sind Huren“, sagt die Schwiegermutter später, wenn Mona nicht so spurt, wie sie soll. Der Ehemann möchte nichts von ihren Kindergeschichten hören. Auf der Gedenktafel Am Spiegelgrund werden die überlebenden Kinder nicht erwähnt.

Hedwig Seyr setzt ihnen mit diesem Werk ein Denkmal.“ Gerda Sengstbratl

Mit Anka Mairose und Bernhard Kollmann.